Hemminger Mausoleum wird zum Filmset
Hannoversche Butoh-Tänzer verwenden Ruine im Sundern als Kulisse für gleich zwei Produktionen
Von Stephanie Zerm
Hemmingen/Hannover. Ihre Bewegungen sind langsam, sie wirken oft abgehackt und unästhetisch. Doch schön wollen die sieben Tänzer vom Butoh-Ensemble Mar Mäander aus Hannover auch nicht sein. Sie tanzen vor dem Hemminger Mausoleum. Ihre Gesichter sind weiß geschminkt, ihre Kleidung ist schwarz. „Individualität ist beim Butoh-Tanz unerwünscht“, erklärt Ensembleleiterin Maren Konn.
„Daher blicken viele der Tänzer ins Leere, andere schielen oder verdrehen die Augen, sodass man nur noch das Weiße sieht.“ Denn beim Butoh-Tanz spricht allein der Körper. Und was der zu sagen hat, ist oft verstörend. Einige Tänzer wälzen sich wie unter Schmerzen auf dem Schotterboden vor dem Mausoleum im Sundern, andere bewegen sich marionettenhaft, taumeln und torkeln. Der besondere Ausdruckstanz entstand in den Fünfzigerjahren in Japan und war ein Gegenentwurf zur schönen Scheinwelt der amerikanischen Musicals.
Nur wenige Butoh-Gruppen
Am Sonnabend haben die hannoverschen Tänzer, die zu den wenigen Butoh-Ensemblen in ganz Deutschland gehören, zahlreiche Filmsequenzen am Mausoleum aufgenommen. Für Besucher war die Ruine in diesem Zeitraum mit Flatterband abgesperrt. Aus den einzelnen Szenen soll ein Video entstehen, das die Tänzer im Internet veröffentlichen wollen. „Da wir wegen der Corona-Pandemie zurzeit nicht auftreten können, haben wir seit Beginn der Pandemie jeden Monat ein Video produziert und online gestellt“, sagt Konn.
Dabei war der Film am Sonnabend bereits der zweite, den die Tanzgruppe am Mausoleum aufgenommen hat. Schon vor etwa zwei Wochen drehte die Filmstudentin Maren Stoppel aus Hannover mit den Tänzern an der Ruine Szenen für einen Dokumentarfilm über den Tod. „Der Tanz soll dabei künstlerisch durch die Thematik führen“, erläutert Konn, die den Butoh-Tanz vor sieben Jahren für sich entdeckte, und seitdem mehrere Kurse bei sogenannten Meistern absolviert hat.
Am Mausoleum haben sich die Tänzer laut Konn mental mit der Ruine verbunden und diese dann in ihren Bewegungen „zu Wort“ kommen lassen. Sie selber habe im Mausoleum jedoch nicht etwa Tod oder Zerfall gespürt, sondern Jugend und Kindheit. „Das liegt wahrscheinlich daran, dass hier früher viele junge Menschen Partys gefeiert haben“, vermutet die Lehrerin.
Förderverein: Sofort zugestimmt
Reinhard Schütze, Vorsitzender des Fördervereins Mausoleum Graf Carl von Alten, erläutert: „Als wir angefragt wurden, ob die Filmaufnahmen am Mausoleum stattfinden dürfen, haben wir sofort zugesagt. Die Kulisse bietet sich geradezu dafür an.“ Daher kann sich Konn auch durchaus vorstellen, mit ihrem Ensemble einmal am Mausoleum öffentlich aufzutreten. Zu sehen sind die Filmaufnahmen von Mar Mäander demnächst auf der Internetplattform Youtube.
Carl von Alten spielte als Befehlshaber von englisch-hannoverschen Truppen in der Schlacht bei Waterloo 1815 eine wichtige Rolle. 1842 hatten Georg Ludwig Friedrich Laves und Conrad Wilhelm Hase, prominente Architekten im Königreich Hannover, das Mausoleum fertiggestellt.
Quellenangabe: Hemmingen/Pattensen vom 01.09.2020, Seite 1
Kinder wandern für nächtliche Lesung zum Mausoleum
Angebot der Jugendpflege beim Ferienpass / Fördervereinschef Schütze gibt Geschichten vom ruhelosen Grafen zum Besten
Von Stephan Hartung
Arnum. Die Ausrüstung bei einer Nachtwanderung ist wichtig – auch wenn sie wie am Montagabend bei noch leichter Dämmerung begann. Reinhard Schütze, Vorsitzender des Fördervereins Mausoleum Graf Carl von Alten, verteilte Armbänder und Leuchtstäbe in Neonfarben an die Teilnehmer der Jugendpflege-Ferienpassaktion. Bei leichtem Nieselregen ging es dann in den Sundern. Das Ziel der zehn Kinder war das Denkmal des Von-Alten-Mausoleums.
Zum zweiten Mal nach 2018 hatte die Jugendpflege diese Aktion angeboten. Sie kam gut an – wie auch alle anderen Ferienpassveranstaltungen, berichtet Daniel Kohsmann von der Jugendpflege während der Tour. „Die Nachfrage war sehr gut. Wir sind zu 90 Prozent ausgebucht.“ Das sei trotz der Hitzewelle seit Anfang August eine gute Zahl.
In der Mausoleumruine angekommen, faltete Schütze seinen Campinghocker auseinander und baute einen kleinen Lampenschirm samt Regenschirm auf. Die Kinder und Kohsmann machten es sich mit Sitzunterlagen auf den Kieselsteinen gemütlich. „Der ruhelose Graf“ lautete der Titel des Buches, aus dem Schütze zwei Geschichten vorlas. Es ist in Kooperation mit der KSG Hemmingen entstanden und beinhaltet viele von KGS-Schülern selbst verfasste Erzählungen. Ruhelos, das traf allerdings auch auf die Kinder zu. Viele hörten zwar gespannt zu, einige begannen aber, sich mit Kieselsteinen zu bewerfen. Die zuvor ausgeteilten Leuchtutensilien eigneten sich prima zur Imitation eines Laserschwertkampfes. Und die von Schütze gut gemeinte Idee, eine Schale mit Süßigkeiten in die Mitte zu stellen, verstanden einige Kinder als Gelegenheit, aufzustehen und nach draußen zum Mülleimer zu laufen. Trotz einiger Unruhe kam die Aktion gut an. „Ich habe schon viele Ferienpassaktionen mitgemacht in diesem Sommer. Diese Wanderung war total spannend“, sagte Maja (10).
Interessant war auch die Information, welche Anstrengung der Förderverein in die Grundsanierung des nach dem Krieg verfallenen Mausoleums gesteckt hat. „Davon können eure Eltern ein Haus bauen“, sagte Schütze. Genau genommen waren es 130 000 Euro, die der Förderverein aber nicht allein aufgebracht hat. „Wir wurden mit Fördermitteln und von vielen Sponsoren unterstützt.“ Die Sanierung sei nun abgeschlossen. „Mehr dürfen wir auch nicht machen, sonst verlieren wir den Denkmalschutzstatus.“
Quellenangabe: Hemmingen/Pattensen vom 19.08.2020, Seite 1
Mitteilung an die FöMitglieder
Liebe Fördermitglieder,
für alle, die nicht dabei sein konnten, ein paar Zeilen zum Aufsetzen der Kreuzblume auf den Turm……
Eine Kreuzblume für den Mausoleumsturm
Am Donnerstag, den 25.Juni war es soweit: Eine Kreuzblume schmückt wieder die Spitze des letzten verbliebenen Turmes des Mausoleums Graf Carl von Alten .
Die aus Obernkirchener Sandstein nach historischem Vorbild gefertigte Rekonstruktion wurde in luftiger Höhe und von einem Gerüst aus über einen Stahlstab auf einen vorhandenen Sandsteinsockel aufgesetzt. Der Stahlstab sichert die gesamte Konstruktion bis tief in den Turm hinein und eine zusätzlich aufgetragene Imprägnierung soll gegen Umwelt- und Witterungseinflüsse schützen.
Heinz Wiegmann, Ehrenvorsitzender „ Ich bin froh, was hier wieder hergestellt worden ist und ich freue mich sehr darüber. Mein Wunsch ist mit der Wiederherstellung der Kreuzblume in Erfüllung gegangen“. Er hatte vor Jahren einen Spendenfonds in Höhe von 3.000 Euro dafür eingerichtet.
Die Denkmalschutzabteilung der Region Hannover beteiligte sich ebenfalls mit einem Zuschuss in erfreulicher Höhe an den Gesamtkosten.
Ein Glücksfall für den Förderverein war auch die Bereitschaft und die sehr gute Arbeit und Ausführung durch den Ricklinger Steinbildhauer Lars von Berg.
Aus dem Sandsteinblock fertigte er die Kreuzblume nach alten Fotos und nach gutachterlicher Vorlage eines Architekturvermessungsbüros aus Dresden mit ihren floralen Blumen, Blättern am Stein – auch Krabben genannt - mit einer darauf stehenden, separaten Turmspitze.
Eine Originalgetreue Rekonstruktion aus roten Formziegelsteinen – wie sie 1842 als krönender Abschluss der im neugotischen Stil errichteten Mausoleumstürme auf alten Fotos zu sehen sind – musste leider verzichtet werden, sowohl aus Herstellungs- als auch aus Kostengründen.
Die rekonstruierte Kreuzblume bestimmt – wie die alten nicht mehr vorhandenen – in ihrer ästhetischen Form den gotischen Stil als Abschluss eines Turmes mit dem Streben nach oben.
Bedauerlich ist nur, das Vandalismus, Plünderungen und der danach erfolgte Einsturz des Gebäudes zum Verfall geführt und die bis dahin vorhandenen 5 Kreuzblumen nicht gefunden wurden.
Umso mehr freut sich der Förderverein Mausoleum Graf Carl von Alten e.V. mit Heinz Wiegmann über die Rekonstruktion der Kreuzblume als attraktiven Abschluss und Vollendung des verbliebenen Mausoleumturmes.
Wir danken allen beteiligten Firmen, Mitarbeitern und dem Steinbildhauer Lars von Berg
für ihre gute und professionelle Arbeit.
Der Fördervereinsvorstand
Reinhard Schütze, Vorsitzender
Bildergalerie Kreuzblume hier:
Eine Kreuzblume für den Mausoleumsturm
Verein lässt Verzierung nach historischen Vorlagen fertigen /
Großteil der Rekonstruktionskosten werden durch Spenden finanziert
Von Torsten Lippelt
Hemmingen. Eine dekorative Kreuzblume schmückt wieder die Spitze des letzten verbliebenen Turmes des Mausoleums Graf Carl von Alten im Naturschutzgebiet Sundern. Die aus Sandstein nach historischem Vorbild gefertige Reproduktion ist am Donnerstag feierlich von Handwerkern des Ronnenberger Bauunternehmens Menert installiert worden.
„Bis Juni ist sie fertig“, hatte Reinhard Schütze noch Ende Februar den Mitgliedern bei der Hauptversammlung des Fördervereins Mausoleum Graf Carl von Alten versprochen. Dass der Zeitplan trotz der in ihrer Auswirkung seinerzeit noch nicht absehbaren Corona-Pandemie gehalten werden konnte, freute den Vorsitzenden.
Kreuzblumen sind ästhetische Abschlüsse von Gebäudeturmspitzen. Versehen mit vielen blumenähnlichen Ornamenten sehen die bildhauerischen Arbeiten von der Seite kreuzförmig aus.
Mit Hilfe eines Kranauslegers wuchteten die Bauhandwerker die beide Sandsteinteile nach den offiziellen Reden am Donnerstag in luftige Höhe und von einem Gerüst aus auf die Spitze des verbliebenen Mausoleumsturms. Die schweren Elemente wurden auf eine Metallspitze gesetzt, die zum besseren Halt installiert worden war. Anschließend wurden sie ausgerichtet, mit Spezialkleber befestigt und gegen schädliche Umwelteinflüsse imprägniert.
„Ich bin froh, was hier wieder hergestellt worden ist“, sagte der Ehrenvorsitzende Heinz Wiegmann am Donnerstag erleichtert. Für die Kreuzblume hatte er vor Jahren einen separaten Spendenfonds eingerichtet: 3000 Euro der Gesamtkosten von 5600 Euro stammen daraus. Wie der Vorsitzende Schütze erklärte, hatte auch die Region Hannover einen „Zuschuss in beträchtlicher Höhe“ gegeben.
Kreuzblume wiegt 90 Kilogramm
Das Material der Kreuzblume stammt aus einem Steinbruch bei Obernkirchen. Gemeinsam mit dem für die künstlerische Ausführung nach historischen Vorlagen beauftragten Ricklinger Steinmetz Lars von Berg war der Vereinsvorsitzende Schütze im Frühjahr dorthin gefahren. Aus dem ausgewählten Sandsteinblock fertigte der Bildhauer dann die rund 90 Kilogramm schwere Kreuzblume mit ihren floralen Ornamenten an wie auch die darauf stehende, separate rund 25 Kilogramm schwere Spitze.
Der 1987 gegründete Mausoleumsverein zählt aktuell rund 30 Mitglieder und bemüht sich um den Erhalt und die teilweise Rekonstruktion des Mausoleums des Grafen Carl von Alten (1764-1840). Als hannoverscher General hatte dieser mit seinen Truppen bei der Schlacht von Waterloo 1815 maßgeblich dazu beigetragen, dass Napoleons Herrschaft über Europa endete.
Die ersten 100 Jahre bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges hatte das 1842 fertiggestellte Mausoleum trotz eines nur wenige Hundert Meter entfernt abgestürzten britischen Bombers unbeschadet überstanden. In der Nachkriegszeit jedoch bis in die 1980er-Jahre hinein erfuhr es zunehmend Vandalismus und Plünderungen, bis es fast vollständig verfallen war. Die Gebeine des Grafen Carl von Alten waren schon 1958 in die Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis in Hannover überführt worden.
„Zu spät gegründet“
„Ich habe den Förderverein zehn Jahre zu spät gegründet“, stellte Wiegmann bei seiner Rede zur Kreuzblumen-Aufsetzung fest. Der Verfall war seinerzeit schon weit fortgeschritten. Seit nunmehr mehr als drei Jahrzehnten setzt sich Wiegmann – erst als Vereinschef, inzwischen als Ehrenvorsitzender – mit zahlreichen Mitstreitern für den Erhalt und die teilweise Restaurierung des Mausoleums ein.
Der Vorsitzende Schütze dankte allen Spendern und Stiftern für deren unermüdliches Engagement. Für die Museumsarbeit und den Erhalt des Mausoleums seien in der Vergangenheit 130 000 Euro gesammelt worden.
Quellenangabe: Leine-Nachrichten - Hemmingen/Pattensen vom 29.06.2020, Seite 1
Aufsetzen der Kreuzblume am 25.06.2020
EINLADUNG
an alle Fördermitglieder zum besonderen Tag
am Donnerstag, 25.Juni 2020 ab 9 Uhr Mausoleum
„Aufsetzen der Kreuzblume auf die Turmspitze“
- durch die Fa. Menert
- mit dem Steinmetz Lars von Berg
- mit Heinz Wiegmann, Ehrenvorsitzender + Stifter
Seite 2 von 6