Der Verfall des Mausoleums
Das Mausoleum hat zwei Weltkriege unbeschadet überdauert. Dennoch währte die Grabesruhe des Grafen Carl von Alten im Sundern-Mausoleum nur etwa 103 Jahre. Nach dem Zweiten Weltkrieg brachen Plünderer die schwere massive Eichentür des Mausoleums auf und drangen in das Innere des Gebäudes ein. Sie schlitzten die drei dort vorhandenen Zinksärge Carl von Altens und zwei weiterer Verwandten auf und entwendeten die Uniform des Generals sowie seine Ehrenzeichen und weitere Beigaben, wie unter anderem den wertvollen Degen.
Sowohl das Delikt "Störung der Totenruhe" als auch der Einbruchdiebstahl wurden in dieser Zeit der Nachkriegswirren nicht besonders negativ wahrgenommen. Die Bevölkerung hatte durch die Bombardierungen im Krieg Schlimmeres erlebt. Hunger und der nicht endende Treck an eintreffenden Flüchtlingen und Vertriebenen stellten die Einwohner vor wichtigere Probleme.
Gerade aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, ließ im Spätherbst 1945 der Hemminger Gutseigentümer, spätere Bürgermeister und stellvertretende Landrat Ernst von Alten vom Rittergut Hemmingen durch den Maurermeister Kremser das Portal des Mausoleums zumauern. Diese Maßnahme zeigte wenig Erfolg. Andere Diebe vermuteten, im Inneren des Gebäudes sei noch Wertvolles zu holen und schlugen an der Nordseite ein großes Loch in das Dach um dort einzusteigen.
Im Jahre 1958 wurde die Wand, mit der das Portal zugemauert worden war, eingerissen und zerstört. Diebe zerschnitten die Zinksärge und verkauften das wertvolle Metall. Nunmehr begann der Vandalismus mit weiteren Zerstörungen im Innenraum des historischen Baues. Dabei wurden die Schädel und zahlreichen Knochen der Toten in den Wald geworfen. Nach der Bergung der Gebeine wurden die des Generals Graf Carl von Alten in das Turmportal der Neustädter Kirche in Hannover als letzte Ruhestätte umgebettet.
1966 machte das Mausoleum äußerlich noch einen relativ guten Eindruck. Das Mauerwerk war intakt, das Dach - bis auf das eingeschlagene Loch - in Ordnung und alle vier Türme waren fast unversehrt.
In den Jahren 1966-1968 folgte die Zerstörung des Eingangsportals. In einer Nacht-und Nebelaktion verschwand 1973 die schwere, massive, große Eichentür und wurde nie wieder gesichtet.
Das ehemals über dem Eingang des Mausoleums vorhandene in Sandstein gehauene Wappen der Familie von Alten wurde noch rechtzeitig herausgelöst und es hat an der letzten Ruhestätte des Grafen im Turmportal der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis in Hannover einen sicheren Platz gefunden.
Durch den Diebstahl von Baumaterialien zerfiel das Bauwerk zusehends. Im März 1982 war nur noch eine Ruine vorhanden.
Der Vorraum des Mausoleums ist - bis auf den Sandsteinsockel - nicht mehr vorhanden. Ferner fehlt das Dach der Kapelle samt dem Gewölbe.
Von der Kapelle stehen noch die Ringwände in unterschiedlicher Höhe und ein (unvollständiger) Eckturm an der Südost-Ecke; s. Bestandserhaltungsplan Seite 28-29. Lediglich der Sandsteinsockel ist noch vollständig erhalten.
Von den Natursteinplatten des Fußbodens im Mausoleum sind nur noch kleine Reste vorhanden. Der Innenputz fehlt vollständig. Die Wandflächen innen wie außen sind mit Graffiti beschmiert.
Der Ringgraben, der das Mausoleum umgibt, ist durch Trümmerschutt teilweise zugeschüttet. Die Lavesbrücke ist nicht mehr vorhanden.
Text: Heinz Wiegmann und Klaus Stüber
Bilder: Förderverein Mausoleum